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Mottaker: ALFRED VON WOLZOGEN
Datering:19. november 1876
Sted: MÜNCHEN
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Hochverehrter Herr Baron!
Schon lange im Besitze Ihres sehr werthen Briefes vom 1. November bitte ich Sie gütigst entschuldigen zu wollen, dass ich denselben bis jetzt nicht beantwortet habe. Es war nämlich meine Absicht, die erwünschten Mittheilungen persönlich nach Schwerin zu überbringen; im letzten Augenblicke wurde aber mein Reiseplan vereitelt. Ich muss mich also damit begnügen, folgende kurze Notizen zu übersenden:
1.) Ich bin geboren in Skien, einer kleinen Stadt im südlichen Norwegen, am 20. März 1828.
2.) Im Jahre 1850, als ich noch in Christiania als Student lebte, erschien «Catilina», Drama in 3 Aufzügen (2 Aufl:) –
 
 
1851 «Kæmpehøjen» Drama in 1 Aufzug. – 1855 «Gildet paa Solhoug», Drama in 3 Aufzügen. – 1857 «Fru Ingerd til Østraat», historisches Schauspiel in 5 Aufzügen (2 Aufl:) – 1858 «Hærmændene paa Helgeland», Schauspiel in 4 Aufzügen (4 Aufl:) – 1861. «Kærlighedens Komedie», Lustspiel in 3 Aufzügen (3 Aufl:) – 1863 «Kongs-Emnerne», historisches Schauspiel in 5 Aufzügen (4 Aufl:) – 1866 «Brand», ein dramatisches Gedicht (8 Aufl:) – 1867 «Peer Gynt», ein dramatisches Gedicht (4 Aufl:) – 1869 «De Unges Forbund», Lustspiel in 5 Aufzügen (3 Aufl:) – 1871 «Gedichte» (2 Aufl:) – 1873 «Kejser og Galilæer», ein historisches Doppeldrama enthaltend «Cæsar Julians Abfall» und «Kaiser Julian», jedes in 5 Aufzügen (2 Aufl: = 6000 Expl:) Fast sämmtliche dieser Schauspiele werden in den skandinavischen Ländern sehr häufig aufgeführt.
3.) Ins Deutsche übersetzt sind: von A: Strodtmann «Kongs-Emnerne» («Die Kronprätendenten») und «De Unges Forbund» («Der Bund der Jugend»). Ebenso hat er mehrere meiner Gedichte übersetzt. Von
 
 
«Brand» existiren bis jetzt 2 deutsche Uebersetzungen oder Bearbeitungen. Unter Mitwirkung von Emma Klingenfeld in München habe ich selbst eine deutsche Originalausgabe der «Hærmændene paa Helgeland» («Nordische Heerfahrt») veranstaltet. Eine ähnliche der «Fru Ingerd til Østraat» («Die Herrin von Oestrot») wird diesen Winter erscheinen. Ins Englische sind ebenso mehrere meiner Gedichte übersetzt, ferner das letzterwähnte Schauspiel und «Kejser og Galilæer» («The Emperor and the Galilean», by Catharina Ray, Samuel Tinsley, London, 1876.) Ebenso erschien im verflossenen Winter in Warschau eine polnische Uebersetzung einer Auswahl meiner Gedichte mit biographischer Einleitung und Portrait. Ausserdem sind in Deutschland, England, Frankreich, Nord-Amerika, Holland, Spanien, Finnland und möglicherweise noch anderswo verschiedene Beurtheilungen meiner literarischen Thätigkeit, theilweise von übersetzten Bruchstücken meiner Arbeiten begleitet, in Zeitschriften u. s. w. zum Vorschein gekommen.
4.) Vom Jahre 1857 bis 1863 war ich am Theater in Christiania als Dramaturg angestellt.
5.) Im Jahre 1864 reiste ich nach Italien, wo ich, hauptsächlich in Rom, bis 1868 verweiIte.
 
 
Seitdem habe ich, mit Ausnahme einer Reise in Aegypten, wo ich auf Einladung des Vizekönigs der Eröffnung des Suezkanals beiwohnte, in Deutschland, früher in Dresden, jetzt in München gelebt. – –
Mit grosser Befriedigung habe ich durch Ihre gütigen Mittheilungen erfahren, dass die «Kronprätendenten» bei der Aufführung sowohl in Wismar wie auch jetzt in Schwerin wohlwollend aufgenommen worden sind. Ich bitte Sie, hochverehrter Herr Baron, meinen herzlichsten Dank dafür empfangen zu wollen. Ebenso werden Sie höflichst ersucht, meine verbindlichste Danksagung an die Regie wie an die in meinem Stücke mitwirkenden Künstler des grossherzoglichen Hoftheaters zu übermitteln. – Auf die Herausgabe des «Brand» durch Ihre bewährte und hochgeschätzte Hand freue ich mich sehr, ebenso auf die in Aussicht gestellte Aufführung der «Nordischen Heerfahrt».
Mit nochmaliger Versicherung meiner aufrichtigen Dankbarkeit zeichne ich mich
mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ganz ergebener
Henrik Ibsen.

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